MPU-Vorbereitung
Kurse, Kosten, Katastrophen
Eine MPU kann Fahrern in Deutschland mittlerweile ab 1,1 Promille auferlegt werden.
Für nicht wenige Autofahrer ist der Verlust des Führerscheins ein großer Einschnitt. In Beruf und Alltag können die damit einhergehenden Mobilitätseinschränkungen größere Probleme bereiten und sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. Besonders schwierig kann die Rückerlangung des Führerscheins werden, wenn die Betroffenen dazu eine MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) durchlaufen müssen. Die Durchfallquote gilt als vergleichsweise hoch. In den letzten Jahren wurde im Schnitt rund ein Drittel der Geprüften als "ungeeignet" eingestuft. Für diejenigen die durchfallen, rückt die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis zunächst einmal in weite Ferne. Betroffene sollten deshalb im Vorfeld nichts dem Zufall überlassen und sich zeitnah und gut auf eine MPU vorbereiten.
Warum kann eine MPU erforderlich werden?
Eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung wird für Personen relevant, denen aufgrund von Verkehrsvergehen der Führerschein entzogen wurde. Während bei einem Fahrverbot, etwa wegen eines Rotlichtvergehens, der Führerschein nur vorübergehend abgegeben wird, wird beim Führerscheinentzug die Erlaubnis zum Fahren von Kfz generell aberkannt. Während man beim Fahrverbot den Führerschein automatisch zurückerhält, muss beim Führerscheinentzug die Fahrerlaubnis neu erteilt werden. In der Regel wird der Betroffene mit einer Sperrfrist belegt. Sechs Monate vor Ablauf dieser Frist kann bei der Führerscheinstelle die Neuerteilung beantragt werden. Oft wird diese an die Bedingung geknüpft, eine MPU, im Volksmund auch Idiotentest genannt, durchzuführen. Gründe für den Führerscheinentzug mit MPU-Auflage sind vor allem Alkoholdelikte, etwa das Führen eines Fahrzeugs mit mehr als 1,6 Promille. Auch Drogenabhängigkeit, das Begehen von Straftaten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr oder erhebliche oder wiederholte Verkehrsverstöße sowie das Erreichen oder Überschreiten von acht Punkten in Flensburg sind häufige Gründe. Wird eine MPU gefordert, muss der Betroffene die Durchführung der Untersuchung bei einer Begutachtungsstelle beantragen.
Wozu dient eine MPU?
In Deutschland gibt es seit 1954 die MPU. Dabei wird die Fahreignung des Antragstellers beurteilt. Auf Grundlage des Gutachtens entscheiden die Fahrerlaubnisbehörden, ob eine Fahrerlaubnis weiter entzogen bleibt oder neuerteilt werden kann. In einer MPU soll eingeschätzt werden, wie hoch das Risiko ist, dass der Betroffene ein weiteres Mal auffällig wird. Die Chancen einer Neuerteilung sind gut, wenn die verkehrsmedizinischen und -psychologischen Befunde die Fahrerlaubnisbehörde annehmen lassen, dass der Betroffene sein Verhalten und seine Einstellungen geändert hat. Wurde in einem Gutachten eine entsprechend positive Prognose erstellt, kann die zuständige Behörde bei Zweifel diese immer noch ablehnen. Das ist allerdings nur sehr selten der Fall.
Wer führt eine MPU durch?
Hier gibt es amtlich anerkannte "Begutachtungsstellen für Fahreignung", kurz auch BfF genannt. Die Zulassung zur BfF wird normalerweise von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erteilt. Betroffene können die Begutachtungsstelle frei wählen, die Führerscheinstelle nennt lediglich MPU-Stellen in der Nähe.
Sollte man sich auf eine MPU vorbereiten?
Als Schlüssel zum Erfolg gilt eine zeitnahe und intensive Vorbereitung auf die MPU. Um die Prüfung zu bestehen, sollten Betroffene deshalb einiges an Zeit und Geld in Kurse investieren. Unter denjenigen, die sich frühzeitig informieren und professionelle Beratung in Anspruch nehmen, sollen nach Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) immerhin vier von fünf Probanden die MPU auf Anhieb bestehen.
Um sich über Ablauf und Inhalt sowie über die Möglichkeiten einer seriösen Vorbereitung schlau zu machen, empfiehlt sich zunächst der Besuch kostenloser Informationsabende, die verschiedene Organisationen anbieten. Bei dieser Vorbereitung geht es vor allem darum, die eigene Einstellung zu überdenken. Dafür ist gegebenenfalls professionelle Unterstützung nötig, die allerdings kostet: Bei einem individuellen Coaching kann es leicht vierstellig werden, denn zehn einstündige Beratungsgespräche für jeweils rund 100 bis 150 Euro müssen es schon sein. Alternativ bieten sich Gruppenberatungskurse an, die um 600 Euro kosten. Zusammen mit dem Berater erstellt der Betroffene einen Fahrplan, wie er den Weg zurück zum Führerschein meistert.
Woran erkennt man einen seriösen MPU-Coach?
MPU-Vorbereitungskurse kann im Prinzip jeder durchführen, denn anders als die Beratungsstellen müssen diese nicht offiziell anerkannt sein. Als Qualifikation benennt der TÜV Süd beispielhaft ein Diplom oder einen Master in Psychologie sowie eine verkehrspsychologische Ausbildung. Zudem sollte sich der Berater in der Diagnostik zu Alkohol- und Drogenkonsum sowie im Straßenverkehrsrecht auskennen. Einen seriösen Berater erkennt man außerdem daran, dass dieser Unterlagen wie frühere Gutachten oder die Korrespondenz mit der Führerscheinstelle einfordert, sich während der Beratung Aufzeichnungen macht und am Schluss ein Beratungsergebnis oder eine Teilnahmebescheinigung ausstellt.
Anbieter, die versprechen "die richtigen Antworten" auf die "Fragen in der MPU" zu trainieren, Schauspielunterricht anbieten oder mit "Erfolg- oder Geld-Zurück-Garantie" locken, gelten hingegen als unseriös, warnt der TÜV Süd. Ein guter Berater sollte zudem den Betroffenen nicht dazu nötigen, zurechtgebastelte Geschichten auswendig zu lernen.
Was passiert bei einer MPU, was kostet sie?
Wer seinen Führerschein aufgrund von Alkohol- und Drogenkonsum verloren hat, wird in der Regel zur MPU entsprechende Abstinenznachweise vorlegen müssen. Für entsprechende Urintests oder Haaranalysen können einige hundert Euro fällig werden. Hinzu kommen Gebühren für die MPU selbst. Die Begutachtungsstelle legt die Preise dabei selbst fest. Prüflinge können deshalb auch Preisvergleiche machen. Mit rund 500 Euro sollte man in jedem Fall rechnen. Mit Coaching, Abstinenznachweis und MPU-Test können also Gesamtkosten von 1.500 bis über 2.000 Euro entstehen.
Der zwischen zwei bis drei Stunden dauernde "Idiotentest" teilt sich in eine medizinische Untersuchung, bei der zum Beispiel Blut abgenommen werden kann, einen Reaktionstest und ein psychologisches Gespräch. Der MPU-Gutachter prüft dabei, ob der Betroffene aus seinen Fehlern gelernt und sein fehlerhaftes Verhalten verändert hat. Hier sollte man unter anderem erklären können, was man falsch und warum man es so und nicht anders gemacht hat. Auch wie eine Verhaltensänderung zustande gekommen ist und wie der Betroffene sicherstellen will, dass es nicht wieder zu früheren Fehlern kommt, will der Gutachter klären. Im Gespräch sollte man offen und ehrlich sein, schließlich sind die Gutachter sehr erfahren und merken, wenn jemand versucht, etwas vorzuspielen. Am Ende der Untersuchung können die Gutachter bereits andeuten, ob man bestanden hat. Bis dem Prüfling das MPU-Ergebnis zugeschickt wird, vergehen einige Tage. Im Fall einer positiven Prognose wird dieses an die Führerscheinstelle überreicht.
Durchgefallen. Was dann?
Ist man bei der MPU durchgefallen, kann man die Untersuchung wiederholen. Hierfür gibt es keine Sperrfrist. Bis zum zweiten Anlauf sollte man sich allerdings Zeit nehmen, um an den Gründen für die Ablehnung zu arbeiten. Aus dem Gutachten geht hervor, was ausschlaggebend für die Negativbewertung war.
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(Foto: Seat)
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