Besondere Airbags
Gut gepolstert
Luftsäcke, die aus den Lehnen der Vordersitze herauskommen, gab es bislang noch nicht. Bis jetzt: Mercedes setzt sie nun in der neuen S-Klasse ein.
Von Dirk Schwarz/SP-X
Schon in den 1950er Jahren hat der deutsche Ingenieur Walter Linderer den Airbag ersonnen, besonders erfolgreiche war er mit seiner Idee allerdings nicht. Die Erkennung, wann der Luftsack auslösen muss, war zu unpräzise, das Aufblasen– in der Regel geschieht das durch pyrotechnische Gasgeneratoren – war zu ruppig. Erst zwanzig Jahre später setzt der Airbag zum Siegeszug an. 1974 bot ihn GM erstmals an, sechs Jahre später auch Mercedes. In der S-Klasse, und nur gegen Aufpreis. Inzwischen gehört eine Vielzahl an Airbags in modernen Autos zum Standard.
Neben den Frontairbags, die sich vor Fahrer und Beifahrer aufpusten, sind vor allem Seiten- und Kopfairbags weit verbreitet. Erstgenannte sitzen meist in den Türen oder sogar in den Sitzen, lösen recht rabiat aus und drücken den Fahrgast dadurch zusätzlich ins Wageninnere und aus dem Gefahrenbereich eines seitlichen Aufpralls. Während der Seitenairbag vor allem den Brustbereich schützt, soll der Kopfairbag, der Name deutet es an, den Kopf vor einem harten Aufprall bewahren. Am weitesten verbreitet ist hierbei der sogenannte Curtain- oder Vorhang-Airbag, der das ganze Fenster bedeckt – sowohl vorne als auch hinten. Beide sind seit Mitte beziehungsweise Ende der 90er Jahre erhältlich und inzwischen in den meisten Autos zu finden.
Doch damit nicht genug: Findige Entwickler haben noch weitere Schwachstellen ausgemacht. Zum Beispiel das Armaturenbrett, das auf der Fahrerseite deutlich weiter in den Innenraum ragt als beim Beifahrer. Um zu verhindern, dass bei einem Frontalcrash das Armaturenbrett die Beine des Fahrers eingequetscht, setzen einige Hersteller auf einen sogenannten Knie-Airbag. Eine weitere Herausforderung: Der Schutz der Fondpassagiere, die in der Regel nur der Vorhang-Airbag behütet. Luftsäcke, die aus den Lehnen der Vordersitze herauskommen, gab es bislang noch nicht. Bis jetzt: Mercedes setzt sie nun in der neuen S-Klasse ein. Schon eine Generation früher brachten die Schwaben den Gurt-Airbag in den Fond: ein System, das das mehrlagige Gurtband aufbläst und damit bei einem Aufprall den Druck des Gurts auf den Brustkorb abmildert. Auch bei Ford ist diese Technik aktuell im Einsatz.
ZF entwickelt zurzeit einen Seitenairbag, der nicht im, sondern außerhalb des Autos sitzt und damit als Luftpolster zwischen den beiden Unfallautos dient.
Noch Zukunftsmusik ist dagegen ein Airbag, der in der Mittelkonsole montiert ist und sich zwischen Fahrer und Beifahrer entfaltet. So sollen die Passagiere bei einem Seitencrash zusätzlich geschützt werden. Das gleiche Ansinnen hat auch der Seitenairbag, den ZF gerade entwickelt. Der sitzt nicht im, sondern außerhalb des Autos und dient damit als Luftpolster zwischen den beiden Unfallautos. Der Zulieferer verspricht dadurch um 40 Prozent geminderte Unfallfolgen; allerdings ist das System noch nicht serienreif.
Apropos außerhalb: Schutz gibt’s nicht nur für die Insassen. Volvo hat schon vor Jahren einen Windschutz-Scheiben-Airbag eingeführt, der bei einem Unfall mit einem Passanten zwischen Scheibe und Motorhaube herauskommt und den Aufprall des Fußgängers auf das harte Glas abmildern soll.
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(Foto: Mercedes-Benz)
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