Allianz Zentrum für Technik
Traktoren verursachen mehr Verkehrsunfälle
Traktorenlenker sind deutlich öfter die Hauptverursacher eines Verkehrsunfalles mit Personenschaden als andere Verkehrsteilnehmer.
Traktorenlenker sind deutlich öfter die Hauptverursacher eines Verkehrsunfalles mit Personenschaden (63,1 Prozent) als andere Verkehrsteilnehmer. Dies ist das Ergebnis eine Studie im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer (UDV), die vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) und der LVM Versicherung über Verkehrsunfälle mit Beteiligung von landwirtschaftlichen Zugmaschinen (LZM) durchgeführt wurde. Demnach sind Fahrer von Pkw zu 56,2 Prozent, von Motorrädern zu 47,8 Prozent Schuld an einem Unfall.
"Das liegt an der Größe und Länge der Fahrzeuge, zumal wenn sie mit einem oder mehreren Anhängern unterwegs sind, und an der deutlich geringeren Geschwindigkeit, die für den normalen Verkehrsteilnehmer ungewohnt ist", sagt Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrum für Technik in Ismaning.
Über 90 Prozent der untersuchten Traktor-Unfälle (1.000 Unfälle der Jahre 2006 bis 2008 aus ganz Deutschland) ereignen sich laut Studie auf öffentlichen Straßen (91,7 Prozent) und nur jeder zehnte (8,3 Prozent) auf Privatgelände. Vorfahrtmissachtung und Fehler beim Abbiegen sind die häufigsten Unfallursachen (28,7 Prozent und 40,8 Prozent). Die Unfallschwerpunkte liegen beim Kreuzen, Einbiegen oder Abbiegen in über- oder untergeordnete Straßen. Dabei sind die niedrigen Geschwindigkeiten der Traktoren bei einem Großteil der Unfälle das Problem. Denn die Fahrzeuge brauchen auf Grund der Fahrzeuglänge und -masse zum Abbiegen oder Einbiegen vergleichsweise lange, so dass sie besonders bei Fehlverhalten zu einer Gefahrenquelle für die schnelleren Auto- und Motorradfahrer werden können.
Fast jeder fünfte Traktorlenker hat ein Alter zwischen 15 und 24 Jahre. Damit liegt der Anteil der jungen Fahrzeuglenker (22,3 Prozent) deutlich höher als der Anteil an der Bevölkerung (11,4 Prozent). "Die Auswertung der Unfallakten zeigt, dass überproportional viele sehr junge Traktorlenker am Steuer saßen", soLauterwasser. "Viele der untersuchten Unfälle sind wahrscheinlich auch auf die Unerfahrenheit der Lenker zurückzuführen."
Motorradfahrer besonders gefährdet
Häufigster Unfallgegner landwirtschaftlicher Zugmaschinen ist der Pkw (63,5 Prozent), auffällig ist aber auch die hohe Beteiligung von motorisierten Zweirädern (21,6 Prozent). Dramatischer für die Motorradfahrer sieht es aus, wenn man die Zahl der Schwerverletzten und Getöteten betrachtet. Mit 39,8 Prozent ist der Anteil der Biker größer als der der Autofahrer (38,2 Prozent). Wie ein realistischer Crashtest der UDV zeigte, hat ein Motorradfahrer beim Anprall mit 70 km/h an einen Traktor so gut wie keine Überlebenschance. "Das Risiko, bei einem Traktorunfall getötet zu werden, ist für einen Biker mehr als viermal so hoch wie für einen Autofahrer", erklärt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer.
Aufgrund der Ergebnisse der Studie empfehlen die Allianz und die UDV folgende Präventivmaßnahmen zur Unfallvermeidung oder Schadenminderung: Das Signalbild von Traktoren mit und ohne Anhänger muss verbessert werden, beispielsweise durch die Zulassung von Rundum-Leuchten, Reflexfolien, Begrenzungsleuchten und Konturmarkierungen. Zudem seien stabilere und größere Heckleuchten und Blinker nötig sowie ein seitlicher Unterfahrschutz für landwirtschaftliche Anhänger. Angemahnt wird auch die Ausstattung der Traktoren mit Spurwechselassistenten. (se)
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