"Tippen tötet"
Kampagne gegen Smartphones am Steuer ausgeweitet
Nach Überzeugung der Wissenschaftler steigert der Griff zum Handy die Unfallgefahr etwa um das Fünffache.
Das Risiko ist den meisten Autofahrern bewusst, dennoch greifen viele während der Fahrt zum Smartphone, um Nachrichten zu checken oder zu schreiben. Verkehrsexperten zählen das Hantieren mit dem Handy am Steuer längst zu den Hauptunfallursachen. «Wenn der abgelenkte Fahrer in den Gegenverkehr gerät, werden Unbeteiligte hineingezogen. Es können Menschenleben ausgelöscht und ganze Familien zerstört werden», sagte der niedersächsische Landespolizeipräsident Uwe Binias am Mittwoch in Hannover. Die vor zwei Jahren gestartete Kampagne "Tippen tötet" macht auf die Gefahren der Handynutzung am Steuer aufmerksam.
Die Aktion ist nach Angaben der Organisatoren bundesweit einmalig. Kooperationspartner sind das Land Niedersachsen, die Landesverkehrswacht und der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung. In diesem Jahr sollen 48 neue, größere Banner an Autobahnen und Bundesstraßen aufgehängt werden. Die Warnung "Tippen tötet" wird auf Lastwagen, Handyhüllen und Postkarten verbreitet.
Ein neuer Spot im Internet zeigt eine Situation, die jeder kennt: Das Handy auf dem Beifahrersitz summt, der Fahrer schaut auf die Nachricht: "Wann kommst du?" und will schnell antworten. Dann quietschen Bremsen, die nächste Szene spielt zwischen lebenserhaltenden Apparaturen im Krankenhaus.
Griff zum Handy erhöht die Unfallgefahr deutlich
Laut einer kürzlich veröffentlichten US-Studie tragen Ablenkungen zu gut 68 Prozent der Unfälle bei. Nach Überzeugung der Wissenschaftler steigert der Griff zum Handy die Unfallgefahr etwa um das Fünffache, das Lesen und Schreiben von Nachrichten um das Zehnfache. Laut einer Hochrechnung der deutschen Versicherungswirtschaft steigt das Unfallrisiko mit dem Schreiben von SMS und Mails am Steuer sogar um das 23-fache. Bei Tempo 50 bedeutet ein fünf Sekunden kurzer Blick des Fahrers aufs Handy 70 Meter Blindfahrt.
Wer ein Handy am Steuer benutzt, muss aktuell ein Bußgeld von 60 Euro zahlen und erhält einen Punkt in der Verkehrssünder-Kartei in Flensburg. "Unsere europäischen Nachbarn gehen bei den Bußgeldern viel härter ran", betont der Präsident der Landesverkehrswacht, Heiner Bartling. Jede Ablenkung könne tödlich sein. Dies müsse sich in den Köpfen aller am Straßenverkehr Beteiligten festsetzen.
Eine besondere Zielgruppe der Kampagne sind Lkw-Fahrer. Auf der viel befahrenen Ost-West-Achse A2 passieren täglich schwere Unfälle. Wie viele darauf zurückzuführen sind, dass die Fahrer abgelenkt waren, ist nicht bekannt. Einige Speditionen haben bei der Verkehrswacht inzwischen Aufkleber der Kampagne «Tippen tötet» bestellt - für die Armaturenbretter ihrer Lastwagen. (dpa)
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