Technische Vorausentwicklung
Audi stellt Ampelassistent vor
Audi will den Ampel-Assistenten in Serie bringen
"Jetzt können Sie ganz entspannt ausrollen, die schaffen wir nicht mehr." Michael Zweck gibt sanfte Hinweise vom Beifahrersitz aus, kommentiert das, was im Kombiinstrument des Audi A3 Sportback angezeigt wird. Ein ungewöhnliches Symbol ist dort zu sehen. Eine Ampel mit rotem Licht und eine Uhr, die in Sekundenschritten rückwärts zählt. Tatsächlich springt die Ampel auch in der Realität auf Rot, wir halten und die Start-Stopp-Automatik stellt den Motor ab. "Jetzt sehen wir genau, wie lange wir warten müssen", erklärt Zweck, der bei Audi in der technischen Vorausentwicklung für elektronische Fahrhilfen zuständig ist.
Fünf Sekunden vor Null wird die Ampel im Display ausgeblendet, vier Sekunden vor Grün der Motor wieder gestartet. Das soll zum einen den Blick des Fahrers auf das reale Geschehen lenken und Zeitverluste beim Anfahren vermeiden. Jetzt signalisiert uns die Anzeige die passende Fahrgeschwindigkeit, mit der wir die nächste Ampelkreuzung bei Grün überqueren können. Liegt das notwendige Tempo über dem Limit, sehen wir wieder das rote Ampelsymbol und die Uhr beginnt von neuem, die Sekunden zu zählen.
Die kurze Fahrt durch Berlin weist eindrucksvoll nach, wie entspannt man trotz dichten Verkehrs durch die Stadt kommt, wenn Ampelstopps durch das passende Tempo weitgehend vermieden werden. Ampelassistent heißt das System, das Audi zur Serienreife entwickelt hat, jetzt fehlen nur noch die Vereinbarungen mit den Städten, die Daten, die der Rechner der kommunalen Verkehrszentralen bereithält, auch verwenden zu dürfen. Der Computer an Bord des Audi arbeitet mit Hilfe der Induktionsschleifen in der Fahrbahn, die zur Ampelsteuerung genutzt werden und mit den Daten des GPS.
Beim Treibstoffsparen helfen
Das Potenzial des neuen Assistenten ist jedoch noch größer. Er kann entscheidend beim Treibstoffsparen helfen. Zum einen, weil er unnötige Haltephasen vermeidet, zum anderen, weil er den Verkehrsfluss verbessert. "Da ist vieles denkbar, etwa, dass wir den Wagen vor der Ampel ausrollen lassen, bei Automatikgetrieben könnte die Segelfunktion noch besser genutzt werden", so Michael Zweck. Verkürzt wird auf jeden Fall die Standzeit bei Rotlicht.
Denn in Untersuchungen wurde ermittelt, dass der erste Fahrer nach dem Umspringen der Lichtzeichenanlage auf Grün fünf Sekunden benötigt, um zu starten. Der Zweite braucht nur noch drei, die nachfolgenden Autos zwei Sekunden, um in Bewegung zu kommen. Mit dem Ampelassistenten verkürzt sich die Startzeit um eine bis zwei Sekunden. Bei einer Fahrt durch die Großstadt kommt da ein ordentliches Zeitguthaben zusammen.
Rund 2.500 Ampeln gibt es in Berlin, 70 von ihnen sind schon vernetzt und haben teils variable, vom Zentralrechner gesteuerte Rotphasen. Das ist kein besonders hoher Sättigungsgrad für die Hauptstadt, aber es funktioniert. Wobei beim vorgesehenen Ausbau gewiss nicht jede Ampel in den Außenbezirken eingebunden werden muss, um den Verkehrsfluss zu beschleunigen. Anderenorts ist der Anteil der intelligenten und kommunikativen Ampeln deutlich höher. In Ingolstadt, wo eine Testphase mit Audi-Fahrzeugen erfolgreich abgeschlossen wurde, denken ebenso wie in Las Vegas 50 Ampeln mit. In Verona liegt ihr Anteil mit 60 Anlagen schon vergleichsweise hoch.
Preis für Serienoption noch vage
Lange wird es nicht mehr dauern, bis der Ampelassistent als Option in der Serienfertigung Einzug halten wird. Die Preisgestaltung dafür ist jedoch noch mehr als vage, zwischen 500 und 1.000 Euro liegen die Schätzungen der Experten. Sicher ist, dass Rotlichtverstöße und Geschwindigkeitsübertretungen mit dem Ampelversteher deutlich abnehmen werden. Zumindest ohne Vorsatz dürften die meisten Autofahrer den neuen Service gerne annehmen und die Anweisungen respektieren. (sp-x)
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(Foto: Audi)
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