Studie
Helmpflicht für Radler bringt mehr Kosten als Nutzen
Die Helmpflicht für Radfahrer bleibt umstritten.
Bei einer Helmpflicht für Radfahrer in Deutschland würden die gesellschaftlichen Kosten den Nutzen bei weitem übertreffen. Zu diesem Ergebnis kommt nun eine Studie der Universität Münster. Der Wissenschaftler Gernot Sieg hat darin die positiven und die negativen Folgen einer Helmpflicht in Euro berechnet. Mit einem klaren Ergebnis.
Eine allgemeine Helmpflicht würde die Zahl der getöteten und schwer verletzten Radfahrer im deutschen Straßenverkehr reduzieren – daran zweifelt auch die Studie nicht. Allerdings hilft ein Helm längst nicht bei jedem Unfall. Todesfälle ließen sich nicht ganz vermeiden, würden aber auf die Hälfte reduziert. Jeder zweite schwer verletzte Radler wäre zudem mit einem Helm nur leicht verletzt worden. Übersetzt in gesellschaftliche Kosten für medizinische Versorgung bedeutet das: Eine Helmpflicht würde der Studie zufolge pro Jahr 570 Millionen Euro sparen.
Dem gegenüber stehen aber die durch eine Helmpflicht entstehenden gesundheitlichen Kosten in Höhe von 472 Millionen Euro. Denn wird die Kopfbedeckung obligatorisch, so die Studie, müssen man mit einem Rückgang der in Deutschland geradelten Kilometer um 4,5 Prozent rechnen – einerseits weil einige Radler zu eitel für den Helm sind, andererseits weil eine Helmpflicht zu einer übersteigerten Gefahrenwahrnehmung und im Anschluss zum Rad-Verzicht führen würden. Weil auch die Rad-Absteiger mobil bleiben wollen, dürften sie zudem auf andere Verkehrsmittel wie das Auto oder den ÖPNV umsteigen, was zu Umweltkosten in Höhe von 11 Millionen Euro führen würde. Allerdings hätte der Umstieg auch einen positiven Effekt auf die Unfallentwicklung, den die Studie mit 123 Millionen Euro beziffert, denn an Bord eines Autos oder eines Busses ist man im Stadtverkehr relativ sicher unterwegs.
Größter Posten in der Rechnung sind aber die Anschaffungskosten für Fahrradhelme. Sie beliefen sich bei der Einführung einer Pflicht auf 315 Millionen Euro. Die Studie rechnet hier mit einem Durchschnittspreis von 33 Euro und einer Tragedauer von fünf Jahren. Hinzu kommt noch ein von den Forschern berechneter Wert für den Komfortverlust durch das Tragen eines Helms in Höhe von 171 Millionen Euro. Unterm Strich sieht die Bilanz für den Helm damit klar negativ aus: Gegenüber der aktuellen Situation würde eine Pflicht zum Tragen des Kopfbedeckung 278 Millionen Euro mehr kosten als sie an Nutzen bringt. (sp-x)
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(Foto: ADAC)
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