Saisonstart
Unfallchirurgen warnen Biker vor Raserei
Unfallchirurgen und raten den Bikern zum Saisonstart, sich vorsichtig wieder im Straßenverkehr einzufügen.
Vom Asphalt abgekratzte Knieschleifer an der Leder-Kombi oder schräg abgeschliffene Fußrasten am Motorrad gelten in der Szene als eindeutige Hinweise auf rasante Fahrer, die sich tief in die Kurven legen. Das hat was von Draufgänger und wirkt auf manche cool. Doch wer alle Warnungen der Verkehrssicherheitsexperten in den Wind schlägt und kräftig am Gasgriff dreht, lebt gefährlich.
Die Chirurgen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) heben den Zeigefinger und raten den Bikern zum Saisonstart, sich vorsichtig wieder im Straßenverkehr einzufügen. "Nicht angepasste Geschwindigkeit ist mit Abstand die häufigste Unfallursache bei Motorradfahrern", sagt Professor Bertil Bouillon, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Nach fehlender Fahrpraxis über die Wintermonate sollte es langsam auf die Lieblingstour gehen. Schließlich müssten sich auch Autofahrer wieder an die zweirädrigen Verkehrsteilnehmer gewöhnen.
Motorradfahrer sind sozusagen die Stammkunden der Unfallchirurgen. In Deutschland versorgen diese Ärzte pro Jahr rund 25.000 Biker sowie Sozius und Sozia, die ins Rutschen gekommen oder mit einem Auto zusammengeprallt sind. Zur Saisoneröffnung herrscht in den Monaten April und Mai Hochsaison in den Notaufnahmen der Krankenhäuser. "Die Verletzungen sind oft sehr schwerwiegend, da bei Fahrer und Beifahrer ein Aufprallschutz durch Blech wie etwa beim Auto fehlt", so Professor Bertil Bouillon, der als Direktor und Chirurg an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie am Klinikum Köln-Merheim tätig ist.
Trauma-Register erstellt
Die Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie hat ein sogenanntes Trauma-Register erstellt und die Unfälle ausgewertet. Die Ärzte kommen zu dem Ergebnis, dass sich die meisten Motorradunfälle mit lebensgefährlichen Verletzungen am Samstag und Sonntag zwischen 15 Uhr und 20 Uhr ereignen. Vor allem betroffen ist dabei der Brustbereich (rund zwei Drittel aller Verletzten) oder die Lunge, gefolgt von Verletzungen an den Armen (jeder Zweite), den Beinen (40 Prozent bis 49 Prozent) und dem Kopf (jeder Dritte).
Motorradfahrer haben unter allen Verkehrsteilnehmern das größte Risiko, tödlich verletzt zu werden. Laut statistischem Bundesamt verunglückten 2012 insgesamt 27.947 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen, darunter 9.158 Schwerverletzte, 18.203 Leichtverletzte sowie 586 Menschen, die an den Unfallfolgen starben. Damit war von den 3.600 im Straßenverkehr Getöteten jeder sechste Fahrer oder Mitfahrer auf einem Motorrad. Unfallchirurgen raten Motorradfahrern neben dem Fahren mit angepasster Geschwindigkeit und einem Motorradcheck nach der Winterpause, eine komplette Schutzkleidung mit Helm, Motorradjacke und -hose, Handschuhe und Stiefel zu tragen. (mid/ari)
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