Rider-Ecall
Motorrad-Notruf vorerst gescheitert
Helmhersteller Schuberth hat "Rider Ecall" vom Markt genommen.
Manch gute Idee scheitert im ersten Anlauf. Das automatische Notrufsystem für Motorradfahrer gehört nun dazu. Helmhersteller Schuberth hat "Rider Ecall" vom Markt genommen. Der Grund ist offenbar, dass das System zu sensibel gearbeitet hat.
Bei einem Unfall sind es oft Minuten, die über Leben oder Tod entscheiden. Löst ein System nach dem Crash automatisch den Notruf aus und sendet die GPS-Koordinaten des Unfallortes, kann das den entscheidenden Zeitvorteil bringen. Für Neuwagen ist der E-Call ab 2015 verpflichtend, für Motorräder gab es dies bis zum letzten Frühjahr nicht. Beim Schuberth-System sind eine Motorrad- und eine Helmeinheit über Funk miteinander verbunden. Mittels fünf Sensoren überwacht das System die Fahrbedingungen, insbesondere die Beschleunigung und Neigung des Motorrads.
Diese Sensoren arbeiteten offenbar zu empfindlich. Legte sich ein Biker zu rasant in die Kurve, so dass ein bestimmter Neigungswinkel und eine bestimmte Beschleunigung überschritten wurden, löste das System bisweilen auch ohne Unfall aus, beschreibt es ein Kundenberater.
Bei einer speziellen Notrufleitstelle, die von Bosch betrieben wird, kommt der Alarm an, über eine Telefonverbindung spricht der Operator den Motorradfahrer an, ob alles in Ordnung ist. Entweder antwortet er und fordert selbst Hilfe an, oder der Operator löst den Notruf aus und gibt die GPS-Koordinaten an die nächste Rettungsleitstelle weiter. Oder der Fahrer sagt eben, dass es sich um einen Fehlalarm handelt, in der Praxis durchaus vorgekommen.
Der Hersteller war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Vertrieben wurde das System über den großen Motorradzubehörhändler Louis, dessen Filialen bestätigen, dass man das rund 500 Euro teure Gerät zurückgeben kann. Wer noch ein Gerät hat, kann es aber noch nutzen: Das Bosch-Callcenter nimmt diese Notrufe derzeit noch entgegen. (sp-x)
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(Foto: Schuberth)
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