08.03.2012
   

Regierung

Keine Helm- und Warnwestenpflicht für Radler

Fahrradhelm

Für Radfahrer in Deutschland werden Helme und helle Warnwesten zum besseren Schutz vor Unfällen vorerst nicht zur Pflicht.

Für Radfahrer in Deutschland werden Helme und helle Warnwesten zum besseren Schutz vor Unfällen vorerst nicht zur Pflicht. Auffällige Leuchtwesten könnten zwar die Sicherheit verbessern, antwortete das Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion. Eine verpflichtende Regelung wäre jedoch unverhältnismäßig, da sich Radler bevormundet und in der Freiheit eingeschränkt fühlen könnten. Geprüft werden solle aber, ob für Räder mit ergänzendem Elektromotor eine Pflicht oder Empfehlung zum Helm infrage komme. Häufiger wurden Radler zuletzt bei schweren Regelverstößen erwischt.

Im vergangenen Jahr wurden 40.623 Verstöße von Radfahrern in der Flensburger Punktekartei für Verkehrssünder erfasst. Das waren knapp 2.700 mehr als 2009, wie aus der Regierungsantwort hervorgeht. Mehr Radler fuhren demnach über rote Ampeln: im vergangenen Jahr waren mit diesem Delikt 11.444 Radler registriert, nach gut 8.000 zwei Jahre zuvor. Fürs Fahren über rote Fußgängerampeln stieg die Zahl der erfassten Radler von knapp 6.000 auf knapp 9.000. Dagegen waren weniger unter Alkohol und Drogen unterwegs.

Angesichts vieler tödlicher Unfälle hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gemahnt, es sollten mehr Radler mit Helm fahren. Wenn sich die Helmtrage-Quote in den nächsten Jahren nicht auf weit über 50 Prozent erhöhe, "dann muss man fast zu einer Helmpflicht kommen", hatte Ramsauer im Herbst gesagt. Im vergangenen Jahr trugen elf Prozent der Radler Kopfschutz. Laut Statistischem Bundesamt kamen 2010 in Deutschland 381 Radler ums Leben, nach 462 im Jahr zuvor.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stephan Kühn, sagte: "Eine generelle Helmpflicht sehen wir skeptisch." Dadurch könnten viele ganz aufs Rad verzichten. Gerade bei Kindern und Jugendlichen solle aber für den Kopfschutz geworben werden. "Wir müssen ein fahrradfreundliches Klima schaffen und keine Angstdebatten über Kampfradler schüren", forderte Kühn.

Viele Radler führen deswegen anders als vorgeschrieben, weil sie sich so an bestimmten Stellen sicherer fühlten. Etwa bei Baustellen werde oft nur auf die Führung des Kfz-Verkehrs geachtet, aber zu wenig auf Radfahrer und Fußgänger. "Der Verkehr muss an die schwächsten Teilnehmer angepasst werden, statt die schwächsten Teilnehmer an den Verkehr anzupassen."

Mehr Sicherheit für Radler bringe es, das Geschwindigkeitsniveau in Städten zu senken. "Das nimmt Aggressivität heraus, und man nimmt sich besser wahr." Dafür sollte als Regelgeschwindigkeit innerorts Tempo 30 gelten und Tempo 50 die begründete Ausnahme sein. (dpa)


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