Motorradantriebssysteme
Effizient vernetzt
Mit der elektronisch gesteuerten Einspritzung macht Bosch Motorräder weltweit sparsamer und legt damit die Basis für das vernetzte Zweirad
Effizienz, Komfort und Fahrspaß sind für Bosch die primären Entwicklungsziele, wenn das Unternehmen künftig den weltweiten Wachstumsmarkt Motorrad bedient. Von heute jährlich 60 Millionen motorisierten Zweirädern wird die weltweite Produktion bis 2020 auf 110 Millionen hochschnellen. Deshalb haben die Stuttgarter neue Einspritzanlagen und Motorsteuerungen entwickelt, die kleiner, leichter und günstig genug für Märkte wie Asien sind.
Zwar unterscheiden sich laut Bosch-Entwicklungsleiter Stefan Kampmann die Schwerpunkte, denn während in Europa Komfort und Fahrspaß im Vordergrund stünden, rücke besonders in Asien die Effizienz immer mehr in den Vordergrund. Doch am Ende würden bestimmte Entwicklungen wieder in andere Märkte mit einfließen, wie Kampmann am Beispiel Vernetzung erklärt: "Hier stellt der indische Markt besonders hohe Ansprüche."
Eine neue, elektronisch gesteuerte Einspritzung kommt Ende 2016 auf den Markt und spart im Vergleich zum Vergaser 15 bis 20 Prozent Kraftstoff ein. Der hohe Anteil der Spritkosten in Asien an der gesamten Lebenshaltung steigere den Reiz sparsamer Motorräder – besonders in Indien, wo nach Schätzungen des Zulieferers bis 2020 jährlich bis zu 20 Millionen Bikes mit moderner Einspritzung verkauft werden. Den hohen Nutzen von sparsameren Zweirädern gerade für diesen Markt bestätigt Sandeep N, Regionalleiter von Bosch in Indien: "Wenn Sie hier den Spritverbrauch eines Motorrads um 15 Prozent senken, hat das enorme Bedeutung."
Schärfere Emissionsgesetze führten laut Stefan Kampmann in den kommenden Jahren ohnehin dazu, dass sich Einspritzanlagen auch auf Entwicklungsmärkten immer weiter durchsetzen. Dies sei alleine anhand der Bevölkerungszahl vorherzusagen, die sich in Indien bis 2020 von derzeit 1,2 auf 1,6 Milliarden Menschen erhöhen werde. Allerdings müssten die Anlagen für asiatische Märkte sehr günstig sein, um in einem nur 500 bis 1.000 Euro teuren Motorrad wettbewerbsfähig zu sein, so Kampmann.
Technologien vom Auto aufs Motorrad übertragen
Insgesamt nutzt Bosch für alle Märkte seine Vorteile als Systemanbieter, indem Technologien vom Auto aufs Motorrad übertragen und nicht komplett neu entwickelt werden müssen. ABS-Systeme oder die Stabilitätskontrolle MSC, eine Art ESP für Zweiräder, seien laut Kampmann zunächst für Europa und Amerika bestimmt, könnten sich aber langfristig auch zum Beispiel in Asien durchsetzen: "Solche Technologien breiten sich in den Fahrzeugsegmenten immer von oben nach unten aus." Sprich: Der Ausrüstung teurer Motorräder in hochentwickelten Märkten folgt nach und nach die Ausrüstung wesentlich günstigerer Bikes in den übrigen Weltmärkten.
Eine ebenfalls neue, von Bosch entwickelte Motorsteuerung für Motorräder ist nur noch ein Fünftel so groß wie bisherige Systeme. Die "Motronic" ist geeignet, um das Motorrad mit seiner Umwelt zu vernetzen, erklärt der Entwickler. "Unsere neue Motorsteuerung ermöglicht zum Beispiel einen erweiterten Bordcomputer oder eine Wegfahrsperre per Smartphone. Auch die Motorcharakteristik lässt sich damit verändern."
Auf vielen Märkten bestehe eine große Nachfrage nach solchen Funktionen. Besonders in Indien, so Kampmann, wo zum Beispiel die Bezahlung übers Smartphone viel weiter sei als in Deutschland. Entwicklungen in dieser Hinsicht könnten deshalb auch für Motorräder hierzulande entsprechende Neuentwicklungen fördern oder erst hervorbringen, zum Beispiel Spritspar-Apps fürs Smartphone. (sp-x)
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(Foto: Bosch)
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