06.04.2016
   

Leichtkraftwagen im Crashtest

Kleine Kiste, großes Risiko

Crashtest Leichtfahrzeug

Ohne Airbag haben auch kleinere Crashs schwere Folgen.

Von Holger Holzer/SP-X

Sie sehen aus wie Kleinstwagen, kosten ähnlich viel Geld, dürfen teilweise aber schon von Jugendlichen mit Moped-Führerschein gefahren werden: Leichtfahrzeuge mit 45 bis 100 km/h Höchstgeschwindigkeit. Doch nicht nur beim Tempo können die kleinen Kisten mit normalen Pkw nicht mithalten, auch bei der Sicherheit sind sie deutlich schwächer, wie aus einem aktuellen Crashtest der Organisation EuroNCAP hervor geht.

Bei vier aktuellen Modelle wurden Front- und Seitenkollisionen simuliert, dreimal gab es einen von fünf Sternen. Lediglich der Chatnet CH30 konnte sich mit zwei Sternen leicht von den Konkurrenten Microcar M.GO Family, Bajaj Qute und Aixam Crossover absetzen. Neben der offenbar zu schwachen Karosseriestruktur führte auch fehlende Sicherheitsausstattung zu den schlechten Ergebnissen. In Kleinstwagen obligatorische Schutzvorrichtungen wie Airbags, Gurtstraffer oder Gurtkraftbegrenzer sind in den Mini-Mobilen in der Regel nicht vorhanden.

Bereits vor zwei Jahren hatte die Organisation einen ähnlichen Test durchgeführt – mit ähnlich verheerenden Ergebnissen. EuroNCAP-Generalsekretär Michiel van Ratingen bezeichnet die neue Runde daher als enttäuschend und fordert Hersteller und Politik zum Handeln auf. Zugelassen sind die Leichtfahrzeuge wie etwa auch Quads meist in den Fahrzeugklassen L6e oder L7e; dort gibt es weniger strenge Vorgaben als etwa in der Pkw-Klasse M.

Nur wenig Sicherheit

2014 wurde mit dem Renault Twizy bei EuroNCAP auch ein hierzulande populäres Modell getestet, das immerhin zwei Sterne erreichte. Im Vergleich zu ähnlich großen Kleinstwagen aus dem klassischen Pkw-Segment ist das aber immer noch deutlich zu wenig. Die Organisation führt als Beispiel den mittlerweile nicht mehr gebauten 3+1-Sitzer Toyota iQ an, der bei gleichen Testkriterien auf fünf von fünf Sternen käme.

Leichtfahrzeuge, Leichtmobile oder Mopedautos sind vor allem in Frankreich und Südeuropa, aber auch in Österreich und den Niederlanden beliebt – gerade bei Senioren oder Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit. Gefragt sind sie, weil zum Fahren häufig kein Pkw-Führerschein nötig ist; in Deutschland etwa sind einige Modelle mit reduziertem Gewicht und beschränkter Höchstgeschwindigkeit schon für 16-Jährige mit AM-Führerschein zulässig. Dazu kommt, dass häufig keine oder weniger Steuern und Versicherungen anfallen. Auch bei Zulassungsstelle und Sicherheits-Prüfung muss man oft nicht vorstellig werden.

Einige Modelle gibt es zudem mit einem Elektromotor, der bei richtigen Pkw in dieser Klasse schwer zu finden ist. Dazu kommt an Vorteilen der geringe Platzbedarf, in schwächerem Maße auch ein günstiger Preis. Der aktuell getestet Crossover GT von Marktführer Aixam mit 15 kW / 20 PS starkem Benziner allerdings ist mit 16.500 Euro teurer und kleiner als ein ordentlich ausgestatteter VW Polo.


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