Kongress
EVU Deutschland tagt in Lippstadt
Rund 80 von 161 Mitgliedern der EVU-Ländergruppe Deutschland trafen sich am 11. Mai zu ihrem Jahrestreffen in Lippstadt.
Rund 80 von insgesamt 161 Mitgliedern der EVU-Ländergruppe Deutschland trafen sich am 11. Mai zu ihrem Jahrestreffen im Welcome-Hotel in Lippstadt. Die Nähe und starke Einbindung von Lippstadts bekanntestem Unternehmen, der Firma Hella, sollte nicht zuletzt dazu dienen, den EVU-Mitgliedern auf der Tagung mehr Einblicke in die komplexe Thematik der Lichttechnik zu geben. Denn vor allem bei der Rekonstruktion von Nachtunfällen ist es für den Unfallanalytiker häufig sehr schwierig, die Licht- und Sichtverhältnisse genau zu beurteilen.
In vier Vorträgen erfuhren die Anwesenden zunächst lichttechnische Grundlagen zu Lichtstrom, Lichtstärke, Beleuchtungsstärke, Leuchtdichte, Lichtspektren (Wellenlängen) und Wahrnehmungswahrscheinlichkeit, um anschließend tiefer in die Thematik physiologische Blendung und Entwicklung der Lichttechnik von der Biluxlampe bis zum modernen LED-Scheinwerfer-System einzusteigen. LED-Scheinwerfer und Rücklichtsysteme in LED-Bauweise gewinnen bei den Fahrzeugherstellern seit dem Jahr 2006 stark an Bedeutung, da sich Styling, Markendifferenzierung und besseres Licht bei einer geringeren Energieaufnahme in idealer Weise verbinden lassen. Aktuelle Herausforderung für die Licht-Zulieferer ist die Überführung der unterschiedlich möglichen Lichtverteilungen von Xenon-Scheinwerfern auf Scheinwerfer mit LED-Lichtquellen. Für die Zukunft (Zeithorizont 2020) ist laut Hella davon auszugehen, dass LED-Scheinwerfer bis zu 3.000 LED enthalten, mit denen heute bekannte Lichtverteilungen (zum Beispiel Stadtlicht, Schlechtwetterlicht, Abbiegelicht, Autobahnlicht) realisiert werden und diese Scheinwerfer komplett ohne mechanische Bauteile auskommen. Die einzelnen Lichtverteilungen sowie die Leuchtweitenregulierung werden dann per Schaltung der LED-Module realisiert.
Einen Beitrag aus der Unfallpraxis lieferte Dr. Tim Hoger vom Ingenieurbüro Schimmelpfennig und Becke, der zur Leuchtdichtemessung mittels kalibrierter Kameras referierte und die Erkennbarkeit eines dunkel und hell gekleideten Fußgängers in Abhängigkeit unterschiedlicher Scheinwerfertypen betrachtete.
Besuch im Lichtkanal
Ein wichtiger Punkt äußerte sich in der häufig gehörten Frage, wie man im Nachgang, zum Beispiel nach einem Unfall, feststellen kann, welche Lichtverteilung ein moderner LED-Scheinwerfer zum Unfallzeitpunkt geschaltet hatte und ob die LED überhaupt ordnungsgemäß geleuchtet hat. Leider hatten da auch die anwesenden Hella-Entwickler keine befriedigende Antwort parat. Fakt ist jedoch, dass sich durch die nicht vorhandene Leuchtwendel bei LED-Modulen, Untersuchungen in diese Richtung erübrigen. Ein Datenrekorder, der auch die Lichttechnik überwacht, scheint, abgesehen von Diagnosewerkzeugen des Fahrzeugherstellers, die einzig praktikable Lösung zu sein, um die Funktionalität der LED-Scheinwerfer zum Zeitpunkt eines Unfalls genau rekonstruieren zu können.
Nach den theoretischen Vorträgen im Hotel war der Nachmittag mit einem Besuch des Hella-Lichtkanals verbunden. Beeindruckend dort sind die vielfältigen Möglichkeiten und die technische Ausstattung des Lichtkanals. Mit dem Abbild einer 145 Meter langen und elf Meter breiten überdachten Landstraße können unterschiedlichste Scheinwerfersysteme in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit unabhängig von der äußeren Witterung das ganze Jahr hinweg genau und reproduzierbar beurteilt werden. Ein echtes Aha-Erlebnis für Besucher des Lichtkanals bietet das Durchleben der Scheinwerferevolution im Zeitraffer von der „Funzel“ Biluxlampe über diverse Halogensysteme, Zusatzscheinwerfer bis zu Xenon- und LED-Scheinwerfer oder das blendfreie Fernlicht mit einer im Vergleich zur Biluxlampe unglaublich gesteigerten Licht- und Sichtverbesserung auf der Straße. (Thomas Seidenstücker)
Die nächste EVU-Veranstaltung findet im September in Brasov, Rumänien statt. Das ausführliche Tagungsprogramm dazu finden Sie in einer separaten Meldung hier auf vkuonline.de.
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(Foto: Thomas Seidenstücker/VKU)
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