Forschungsprojekt
Navigationssystem für sehbehinderte Verkehrsteilnehmer
Eine Navigations-App für Smartphones soll blinde Verkehrsteilnehmer künftig sicher durch den Stadtverkehr leiten.
Ein spezielles Navigationssystem soll künftig blinde und sehbehinderte Verkehrsteilnehmer im Stadtverkehr mobiler machen. Wegstrecken können damit am Heimcomputer geplant und auf dem Smartphone mittels einer barrierefreien App abgerufen werden. Einen entsprechenden Prototypen und einen Online-Routenplaner haben nun Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsprojektes "Innerstädtische Mobilitätsunterstützung für Blinde und Sehbehinderte" (InMoBS) entwickelt und erprobt.
"Die Navigationsdaten werden durch die App umgesetzt und über das Smartphone als Vibration und Ansage an den Nutzer ausgegeben", erklärt der für die App-Entwicklung zuständige Ingenieur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Jörg Belz. Das stellt besonders beim Überqueren von Kreuzungen, die für Blinde eine besondere Gefahr bedeuten, eine Erleichterung dar. "Mittels W-LAN kann das Smartphone an diesen sensiblen Verkehrsknotenpunkten das Ampelsignal abrufen, mit den hinterlegten Kartendaten kombinieren und an den Nutzer ausgeben", erklärt Roland Wunder von Projektteilnehmer Siemens. So sollen die wichtigen Informationen auch in einer lauten Umgebung beim Nutzer ankommen.
Der Prototyp und die geschaffene Serverinfrastruktur sollen die Grundlagen für ein künftiges "Assistenzsystem" legen. Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung ist das verwendete Kartenmaterial. Denn vorhandene kommerzielle oder frei verfügbare Kartendaten eignen sich dafür nicht. "Unser System benötigt hochgenaue digitale Karten, die wir in zusätzlichen Arbeitsschritten erstellen mussten", erklärt Projektleiter Steffen Axer von der Technischen Universität Braunschweig.
Die nächsten Aufgaben seien jetzt, die bestehenden Prozesse zu optimieren, und auf größere Verkehrsnetze zu adaptieren. Außerdem müssen die Ortungstechnologien im städtischen Umfeld zuverlässiger arbeiten und günstiger werden. "Ein wichtiger Schritt ist auch die Einbindung des öffentlichen Verkehrs in die App", so Axer. (mid/ts)
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(Foto: TU Braunschweig)
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