Faraday Future
Neuling will E-Auto-Branche aufmischen
Die chinesische Firma Faraday Future will in den Markt für Elektroautos einsteigen.
Von Andrej Sokolow, dpa
Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Firma, von der vorher kaum jemand etwas gehört hat, plötzlich den Bau einer Autofabrik in den USA für eine Milliarde Dollar verkündet. Im Fall Faraday Future kommt auch noch ein Mysterium hinzu: Das Unternehmen will weder die Geldgeber, noch den Namen seines Chefs nennen. Aber es ist so gut finanziert, dass es nach eigenen Angaben bereits ein Team von über 400 Leuten hat. Darunter sind laut Firmen-Website mehrere Top-Manager des Elektroauto-Pioniers Tesla, aber auch ein Designer, der bei BMW an den Elektro-Modellen i3 und i8 gearbeitet hat.
Bei soviel Finanzkraft und Geheimniskrämerei sprießen Spekulationen. Die gewagteste davon war, dass Faraday Future bloß Tarnung für die Autopläne von Apple sein könnte. Wie aber unter anderem der Finanzdienst Bloomberg längst herausfand, steckt hinter dem Unternehmen, das sein Hauptquartier in einem früheren Forschungszentrum von Nissan im kalifornischen Gardena ansiedelte, ein chinesischer Milliardär.
Jia Yueting ist Gründer des chinesischen Online-Videodienstes Leshi Television, kurz LeTV, gelegentlich als "Netflix Chinas" bezeichnet. Er macht keinen Hehl aus seinen Ambitionen, bei der Elektro-Zukunft der Autoindustrie groß mitmischen zu wollen. In China wird die Entwicklung des Sportwagens "LeSupercar" finanziert, im Silicon Valley soll er bereits in das ebenfalls von einem früheren Tesla-Manager ins Leben gerufene Startup Atieva investiert haben. Weitere Faraday-Verbindung zu LeTV: Als Chefin wurde in den Gründungsunterlagen nach Recherchen des Elektroauto-Blogs "Electrek" Chaoying Deng angegeben, eine Managerin der Tochterfirma Le Vision Pictures.
Autoporoduktion ab 2017
Sein Auto, das ab 2017 produziert werden soll, zeigte Faraday Future bisher nicht. Entwicklungschef Nick Sampson, der früher bei Tesla unter anderem für das Fahrwerk zuständig war, sagte Bloomberg, die Firma habe sieben Modelle im Blick, die nach dem Start des ersten Fahrzeugs schneller als bei anderen Anbietern auf den Markt gebracht werden sollen. Das könnte ein Seitenhieb gegen seinen früheren Arbeitgeber sein: Tesla fährt gerade nach wiederholten Verzögerungen die Produktion seines zweiten Modells, des SUV Model X hoch.
Zum Geldverdienen setze Faraday Future nicht nur auf den Verkauf der Fahrzeuge selbst, sondern auch Abos für zusätzliche Internet-Dienste, Apps und Unterhaltung, sagt Sampson. "Wir betrachten es als ein Smartphone. Die Umsätze beginnen zu fließen, wenn man das Gerät in die Hand des Besitzers bekommen hat."
Der Fokus auf zusätzliche Services könnte helfen, den Preisnachteil von Elektroautos abzufedern. Vor allem die Batterien sind immer noch teuer. Für einen wirklichen Massenmarkt war der Preis ohne Subventionen bisher zu hoch. Tesla schreibt Verluste, auch große Autokonzerne verdienten nichts an ihren Elektro-Modellen und einigen Pionieren wie Fisker oder Coda ging das Geld aus. Zugleich sind Elektro-Autos technisch weniger komplex als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, was die Eintrittshürde für das Geschäft tiefer setzt.
Batteriekosten haben Schlüsselrolle
Der Chef des Autozulieferers Continental, Elmar Degenhart, betont, dass den Batteriekosten eine Schlüsselrolle zukomme. "Wir kommen von Preisen bei 1.000 Euro pro Kilowattstunde, momentan sind es etwa 250 Euro." Interessant werde es, wenn die Marke von 100 Euro pro Kilowattstunde unterschritten sei: "Dann wird ein Elektrofahrzeug möglich, das über fünf Jahre gerechnet geringere Betriebs- und Wartungskosten hat als ein Benziner oder ein Diesel, auch wenn es vom Preis her immer noch teurer ist." Es sei allerdings weiterhin eine offene Frage, ob sich diese Marke mit der heutigen Lithium-Ionen-Technologie wirtschaftlich erreichen lasse.
Gleichzeitig untermauert Faraday Future den Trend, dass gerade viel Geld aus Asien und vor allem aus China in die Entwicklung von Elektroautos fließt. Fisker wurde vom chinesischen Milliardär Lu Guanqiu aufgefangen und arbeitet jetzt unter dem Namen Karma weiter. Die Firma Thunder Power aus Taiwan stellte auf der diesjährigen Automesse IAA in Frankfurt ihre Limousine vor, die unter anderem mit einem außergewöhnlichen Cockpit auffällt - ein einziger langer Touchscreen. NextEV aus Shanghai holte sich den früheren Ford-Europachef Martin Leach.
Eine Erklärung für die Aktivität: Experten rechnen damit, dass sich in den von schlechter Luft geplagten chinesischen Großstädten recht schnell Elektroautos ausbreiten und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mit der Zeit vielleicht sogar ganz verbannt werden.
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(Foto: Faraday Future)
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