Die Hauptuntersuchung der Zukunft
Auch Digitales soll geprüft werden
Langfristig sehen die Prüforganisationen zusätzlich zur Hauptuntersuchung eine kontinuierliche Überprüfung als sinnvoll an – eben "over the air", ohne, dass das Auto vorgeführt werden müsste.
Bremsen, Fahrwerk, Karosserie – seit fast 70 Jahren ist die periodische Beurteilung der Verkehrssicherheit eines Autos durch einen Sachverständigen vorgeschrieben. Längst steht dabei auch die Software im Fokus. Doch nicht auf alle Daten haben die Prüfer Zugriff. Und angesichts wöchentlicher Software-Updates scheint auch die zweijährige Frist für die Hauptuntersuchung auf Dauer nicht mehr zeitgemäß. Mehrere Prüforganisationen, darunter die TÜV-Verbände, Dekra und KÜS, haben nun gemeinsam Forderungen für die kurz- und längerfristige Zukunft vorgestellt.
Bisher erfolgte die Prüfung von sicherheits- und umweltrelevanten Softwaresystemen vor allem über die OBD-Schnittstelle. Doch nach Angaben der Kontrollinstanzen können über diesen Zugang längst nicht alle Informationen aus den diversen Steuergeräten des Fahrzeugs ausgelesen werden. So ist beispielsweise eine Funktionsüberprüfung von Assistenzsystemen darüber nicht möglich. Mehr Daten werden "over the air", also über die Mobilfunk-Schnittstelle eines vernetzten Autos übertragen, üblicherweise auf einen Server des Herstellers.
Um ihre Aufgaben weiterhin wahrnehmen zu können, müssten die Sachverständigen bei vernetzten Fahrzeugen uneingeschränkten Zugang zu Fahrzeugdaten haben, fordern die Organisationen. Ihr Vorschlag: Eine herstellerübergreifende, datenschutzkonforme Plattform, auf der die Daten gespeichert werden.
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung im Auto dürften bei Hauptuntersuchungen dann künftig auch mehr Funktionen überprüft werden. Zum Beispiel sollen die Sachverständigen den Schutz des Autos vor Security-Vorfällen bestätigen, die Einhaltung von Datenschutz-Anforderungen oder die Software-Integrität sicherheitsrelevanter Funktionen. Perspektivisch eröffnet ein für die Kontrollinstanzen jederzeit möglicher Zugriff auf Fahrzeugdaten "over the air" auch weitere Möglichkeiten. Weil mit fortschreitender Digitalisierung – mehr Vernetzung, umfassende Automatisierung – das Risiko von Schwachstellen in der Software steigt, werden Sicherheits-Updates über die Mobilfunk-Schnittstelle nötig. Wenn Hersteller aber die Software ihrer Fahrzeuge in kurzen Abständen aktualisieren, scheint eine Zwei-Jahres-Frist für die HU nicht mehr zeitgemäß. Langfristig sehen die Prüforganisationen deshalb zusätzlich zur Hauptuntersuchung eine kontinuierliche Überprüfung als sinnvoll an – eben "over the air", ohne, dass das Auto vorgeführt werden müsste. (SP-X)
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(Foto: Bosch)
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