Dekra-Symposium
Lkw und Busse immer sicherer
Vor allem moderne Assistenzsysteme machen Lkw und Busse immer sicherer.
Vor allem moderne Assistenzsysteme machen Lkw und Busse immer sicherer. "Daneben spielen der Fahrer, die weitere Optimierung der passiven Sicherheit sowie die Unfallprävention eine wichtige Rolle", sagte Dekra-Vorstand Clemens Klinke beim 8. Internationalen Dekra Symposium "Sicherheit von Nutzfahrzeugen" in Altensteig-Wart (Baden-Württemberg). Bei dem Treffen diskutierten Nutzfahrzeugexperten über die neuesten Erkenntnisse und Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit von Lkw und Bussen. Obwohl die Lkw-Transportleistung seit 1992 um mehr als 70 Prozent zugenommen hat, ist die Zahl der bei Lkw-Unfällen Getöteten im Jahr 2010 auf ein Allzeittief von 859 gefallen. Sorgen bereitet laut Landesverkehrswacht Niedersachsen in jüngster Zeit jedoch eine starke Zunahme der Schwerverletzten sowie der Beteiligung von Sattelschleppern und schweren Lkw.
Vor allem die modernen Fahrerassistenzsysteme (FAS) haben das Potenzial, die Anzahl der Lkw-Unfälle weiter zu verringern und die Unfallfolgen zu mindern. Nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) könnte das automatische Notbremssystem zwölf Prozent aller Lkw-Unfälle vermeiden. Mit dem Abbiegeassistenten und intelligentem Rückfahrassistenten gäbe es rund 70 Prozent der gefürchteten Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern bzw. Fußgängern weniger. Und der Spurverlassenswarner würde ein Drittel aller Lkw-Unfälle durch ungewolltes Verlassen der Fahrbahn verhindern. Die EU schreibt ab 2015 für neu zugelassene Fahrzeuge die Ausrüstung mit elektronischen Stabilisierungssystemen, Notbremssystemen und Spurverlassenswarnern vor. Die leistungsfähigen Notbremsassistenzsysteme der zweiten Stufe sind erst ab 2018 für Neuzulassungen verbindlich. Daher forderten Experten die Lkw-Hersteller und Betreiber auf, die Lücke bis zur vollen Wirksamkeit der gesetzlichen Anforderungen so schnell wie möglich zu schließen.
Ungewöhnliche Wege geht Daimler bei der Bekämpfung schwerer Lkw-Unfälle durch Müdigkeit und Sekundenschlaf. Der Lkw Actros bietet mit Spezialsitz, Lenkradkissen, Entspannungsmusik und dem Duft ätherischer Öle alles, was der Fahrer für einen erholsamen Kurzschlaf braucht. Im Prototyp des „TopFit Truck“ verwandelt sich die Fahrerkabine in den Pausen sogar in ein Fitnessstudio. Die Initiative „Hat’s geklickt?“ forderte die Fahrer zudem auf, die immer komfortableren Gurtsysteme häufiger zu nutzen. Raum für weitere Verbesserungen bietet auch die Lkw-Technik. Japanische Forscher präsentierten eine Energie schluckende Knautschzone für die Lkw-Front. Pkw-Fahrer können so einen Aufprall mit 100 km/h Relativgeschwindigkeit gegen die Lkw-Front überleben, das wären 90 Prozent aller Frontalunfälle mit Lkw.
Im Omnibus kommt es einer Analyse der Versicherer zufolge beim Bremsen, Anfahren, Kurvenfahrt sowie beim Ein- und Aussteigen häufiger zu schweren Verletzungen als bei Unfällen mit Kollision. Zum besseren Schutz stürzender Passagiere fordern die Forscher verbesserte Innenräume mit energieabsorbierenden Fußböden, rutschfesten Belägen sowie besser gepolsterten Haltegriffe und Sitzlehnen.
Unfallexperten der Dekra äußerten sich kritisch zur Forderung der EU, die Reifenbindung an ein bestimmtes Fahrzeug aufzuheben. Reifen mit schlechteren Leistungsmerkmalen könnten das Brems- und Lenkverhalten von Fahrzeugen dramatisch verändern und zu gefährlichen Instabilitäten führen. Als Konsequenz fordern die Sachverständigen eine fabrikatsunabhängige Norm, die über die Leistungsfähigkeit von Reifen Auskunft gibt. (vku)
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(Foto: Mercedes-Benz)
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