Crashtests
Autobahnbaustellen bergen hohe Unfallgefahren
Autobahnabschnitte rund um Baustellen sind noch gefährlicher als Landstraßen und Stadtverkehr.
Autobahnabschnitte rund um Baustellen sind noch gefährlicher als Landstraßen und Stadtverkehr. Dies zeigen aktuellen Crashtests von Dekra und AXA im schweizerischen Wildhaus. Enge Fahrspuren, ungewohnte, teils schwer erkennbare Verkehrsführung, aber auch Ablenkung und Fahrfehler führen demnach besonders häufig zu Unfällen – mit Gefahren für Autoinsassen und Bauarbeiter.
Knapp die Hälfte (rund 46 Prozent) der 1.700 Befragten in einer Dekra-Umfrage von 2009 fühlen sich an Autobahnbaustellen nicht sicher. Jeder sechste Fahrer (17 Prozent) bekommt es dort sogar mit der Angst zu tun. Diese Angst ist nicht unbegründet, wirft man einen Blick auf die Unfallstatistik: Rund sieben von 100 Unfällen auf Autobahnen in der Schweiz und Deutschland passieren in und um Baustellen.
Als häufigste Ursache gelten Unaufmerksamkeit der Fahrer, zu nahes Aufschließen, überhöhte Geschwindigkeit, Alkoholeinfluss und fehlende Rücksicht beim Spurwechsel. "Die enge Autobahnbaustelle verzeiht dem Fahrer keine Ablenkung. Kein gedankliches Abschweifen, kein Hantieren am Radio und schon gar nicht das Schreiben von SMS", sagte Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung und Prävention bei AXA Winterthur. Den Autofahrern raten die Unfallforscher deshalb immer konzentriert zu fahren, frühzeitig einzuspuren und auf den teils nur 2,50 Meter breiten Fahrspuren auf Überholmanöver und Spurwechsel zu verzichten. Auf der schmalen, linken Spur sollten Fahrer nach Möglichkeit im gleichen Tempo versetzt fahren und das Überholen vermeiden.
Unfallforscher fordern Prävention
Um die zahlreichen Unfälle zu reduzieren, fordert Zahnd einen konsequenten Einsatz von Rüttelstreifen. Wie wertvoll Anpralldämpfer an Signalwänden zu Beginn einer Fahrspurverengung sein können, veranschaulichten die Crashtests. "Anpralldämpfer an Signalwänden können Leben retten. In Deutschland sind sie selten anzutreffen. Das sollte geändert werden, um unaufmerksame Verkehrsteilnehmer sowie Baustellenmitarbeiter zu schützen", forderte Jörg Ahlgrimm, Leiter der Dekra-Unfallanalyse.
Als besonders gefährlich erweisen sich auch im Crashtest Fahrspuränderungen. Gleiches gilt für Überleitungen auf die Gegenfahrbahn und reguläre wie provisorische Einfahrten in der Baustelle. "Straßenbaufirmen sollten, wo immer möglich, die Fahrbahnen mit mobilen Leiteinrichtungen trennen, provisorische Fahrbahnmarkierungen regelmäßig prüfen und bei zweifelhafter Qualität austauschen", so Ahlgrimm. (se)
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(Foto: Dekra)
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