26.04.2012
   

Crash.tech 2012

Demografischer Wandel als Herausforderung für Unfallforschung

Horst Schneider: Entwicklung Unfall vermeidender Systeme forcieren

Eine der Herausforderungen auf dem Weg zur weiteren deutlichen Absenkung der Zahl an Schwerverletzten und Toten bei Verkehrsunfällen in Deutschland ist die Berücksichtigung des demografischen Wandels in der Unfallforschung. Das betonte Prof. Stefan Strick, Präsident der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), bei der Eröffnung der "Crash.tech 2012" in München. Über 150 Experten diskutierten bei dem TÜV-Süd-Kongress die Vernetzung von passiven und aktiven Sicherheitssystemen sowie neue Herausforderungen etwa durch Elektromobilität.

Um die Zahl an Unfalltoten in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent abzusenken, ist nach Meinung der Unfallforscher ein ganzes Maßnahmenpaket notwendig. Eine zentrale Rolle kommt hier der Entwicklung aktiver Schutzsysteme wie Car-to-Car-Communication, Umfeldsensorik sowie Fußgängererkennung zu. "Eine weitere notwendige Reduzierung der Zahl der Unfalltoten ist ohne die Entwicklung Unfall vermeidender Systeme nicht zu erreichen", sagte Horst Schneider, im Vorstand von TÜV Süd für die Mobilität verantwortlich.

Demografie und Unfallforschung

Dass aber auch die Weiterentwicklung passiver Systeme dringend notwendig ist, darauf machte Strick am Beispiel des demografischen Wandels aufmerksam. Die Alterung der Gesellschaft und die Ausweitung der Lebensarbeitszeit mache Mobilität bis ins hohe Alter zunehmend wichtig. Dies sei in der aktuellen Unfallforschung aber noch nicht ausreichend berücksichtigt. So lägen zuverlässige Erkenntnisse vor, dass ältere Menschen selbst bei vergleichsweise leichten Unfällen schwerere Verletzungen erlitten, speziell im Brustbereich.

Ursache ist hier laut Strick unter anderem, dass die in der Unfallforschung verwendeten Dummies nicht die besonderen Eigenschaften älterer Verkehrsteilnehmer widerspiegeln. Hier müsse Sorge getragen werden, dass in der Unfallforschung verbesserte Dummies mit angepassten biomechanischen Grenzwerten eingesetzt werden. Außerdem arbeite die BASt in verschiedenen Forschungsgruppen an der Weiterentwicklung von sogenannten nummerischen Menschmodellen, über die Unfallbelastungen noch besser simuliert werden könne.

Risiko Elektroaggregate

Handlungsbedarf sehen die Unfallforscher auch bei neuen Mobilitätsformen wie etwa der Elektromobilität – vor allem mit Blick auf eingesetzte Hochvolt-Aggregate und den Schutz der Unfallhelfer. Hier müsse insbesondere sichergestellt werden, dass auch nach leichteren Unfällen der Stromfluss zuverlässig unterbrochen ist, um jedes Risiko zu vermeiden. (se)


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